Foto: Nils Brederlow

Wenn ich schreibe kann das viele Gründe haben: Ein zufällig gefundener Klang oder Akkord, nach einer Anregung aus dem Kompositonsunterricht oder dem unvermuteten Kontakt mit dem wahren Leben, und früher auch mal bei einem akuten Anfall von Klassikübe-Unlust. Was dann passiert, kann man in Konzerten, in Videos und auf CDs hören … und hier in Notenform als Leadsheet herunterladen:

Count Popula
Eine meiner ersten Aufgaben im Kompositionsunterricht bei Jonas Schoen 2008: ein vampbasiertes Stück. Zu der Zeit habe ich Graf Drakula gelesen, auf Englisch Count Dracula, und nach einem Umweg über die amerikanische Kornflakessorte Count Chocula und den erhöhten Popanteil in dem Vamp(ier) bin ich dann bei diesem Titel gelandet.
Das Käuzchen
Geschrieben für Konzerte, in denen meine Band Grenzbereiche mit Jonas Schoen zum Quintett erweitert auftritt. Ich wollte endlich wieder einmal ein Bratstück schreiben, in Gedanken an Jonas’ und Christin Neddens' Spiel. Und weil ich schon immer mal sagen wollte: Das nächste Stück habe ich mir selbst gewidmet, habe ich es mir eben selbst gewidmet. Schon etwas kauzig, auf eine Art. Hoffentlich aber trotzdem sympathisch.
Ears & Whiskers
Insgeheim gehört dieses Stück in die Reihe der Alice-Stücke (siehe Until there was weiter unten), im Prinzip ist es die gleiche Melodie, nur einen Halbton tiefer. Aber zum Glück fällt das niemandem auf … Der Titel verrät dann doch die Verwandtschaft — eine Anspielung auf den Hasen, der bei Alice im Wunderland zur Königin eilt und dabei keucht: Oh my ears and whiskers, how late it’s getting! Das ist so putzig, das muss man einfach gern haben. Ohren und Schnurrbarthaare klingt dagegen nicht annähernd so überzeugend.
Georgeophil, Geoffophob
Einst kannte ich einen Jungen, nennen wir ihn George. Er hatte eine sehr wechselhafte Persönlichkeit und wenn er durch die Tür hereinkam, konnte man sich nie sicher sein, ob er nun seine freundliche Seite zeigen würde oder alle beschimpfen. Dieses Kompositiönchen ist ihm gewidmet, und wie bei ihm weiß man auch hier nie so recht, woran man ist. Eben war es noch ein 7/4 in Des-Dur, schon sind es 8/4 in D-Dur. Von den eingeworfenen Dreiern gar nicht erst zu reden …
Hinter den Spiegeln
Siehe unter Until there was
H.K.
Wiedereinmal das Resultat einer Anregung aus dem Kompositionsunterricht von Jonas Schoen. Es galt, ausgehend von Hänschen Klein zu schreiben, wie uns der Schnabel gewachsen war. Unerwarteter Dank an dieser Stelle geht an Niki Thärichen, von dem ich den ersten Akkord abgekupfert habe.
L’après-midi d’un Faufs
In den frühen Tagen meines Studiums in Hannover war unser Arrangement-Dozent eines Nachmittages so unvorsichtig, als Faustregel auszugeben: Vermeide kleine Nonen in Akkorden, das klingt nicht. Ich fühlte mich herausgefordert, und so entstand dieses Stück. Das Ausgangsmotiv ist mit üppigen kleinen Nonen und großen Septimen ausgestattet, und klingt doch.
Schein-Pappenstiel
Die Soloform besteht nur aus jeweils vier Takten Des-Dur über C-Dur, und dann vier Takten Es-irgendwas (Danke an Herrn Stravinski) — eigentlich sollte das ein Pappenstiel sein. Doch der Schein trügt …
Three Pipe Chord Tune
Sherlock Holmes misst die Schwierigkeit seiner Fälle gern in der Anzahl der Pfeifen, die er im Sessel sitzend rauchen muss, bevor er sie gelöst hat. Drei Pfeifen bedeuten einen wirklich schwierigen Fall. Genauso ist es mit diesem Stück.
Until there was
Teil 1 der Alice-Suite. Entstanden aus Glück und Traurigkeit über einen Abschied auf lange Zeit für eine großartige neue Welt. Inneres Hin- und Hergerissensein wurde zu einem Schweben zwischen Dur und Moll, Chromatik und Diatonik, und solchen Sachen. Der Titel ist ein Auszug aus Alice in Wonderland: But she went on all the same, shedding gallons of tears until there was a large pool all around her.
Hinter den Spiegeln
Teil 2 der Alice-Suite: Wiederkehr. Viel F#m11, nach indischer Ansicht (wenn ich mich recht entsinne) ein heilender Klang, und einer der schönsten Akkorde überhaupt.
Was bleibt
Eine Ballade, geschrieben im Frühling 2007 als mir klar wurde, dass ich für die Aufnahmeprüfungen noch etwas Langsames bräuchte. Der Titel ist, anders als viele vermuten, keineswegs depressiv gemeint.